1000 Tage in der Gründerszene!
Inzwischen bin mehr als 1000 Tage in der Startup-Szene. Da kommen einige Erfolge und Dinge, die ich lernen musste, zusammen, daher möchte ich dir hier mein Resümee nach 1000 spannenden, schweren, aufregenden und harten Tagen dieser Zeit mitgeben!
Was ich gelernt habe, was ich Neu-Gründern als Rat an die Hand geben kann und womit man in jeder Hinsicht rechnen muss, wenn man den Weg eines Entrepreneurs gehen möchte:
Alle Lektionen, die ich nach wie vor an einer Stelle habe, fasse ich hier zusammen.
Genauso, wie einige sofort logisch erscheinen, sind andere nicht ganz so offensichtlich und daher umso lehrreicher.
Hier ein erster Einblick in meine Learnings der ersten 1000 Tage:
- Kenne deine Motivation
- Nimm dir Zeit! Ein Unternehmen aufzubauen, ist ein Marathon
- Timing ist wichtiger als das Erkennen von long-term Trends
- Kenne deinen Kunden besser als er sich selbst
- Löse echte Probleme
- Die Idee allein ist nichts wert
- Es wird alles anders als geplant
1. Wieso willst du ein Unternehmen gründen? – Kenne deine Motivation!
Es existieren viele diverse Gründe, eine Firma zu gründen – reichlich verschiedene Gründertypen und ausgewählte Motive.
Einige möchten die Welt zum Positiven verändern, einige möchten Probleme auf eine elegante Art lösen, andere streben nach Unabhängigkeit und wiederum andere möchten einfach nur einen großen Batzen Kapital und Ruhm.
Das ist alles soweit in Ordnung, doch solltest du dir deiner Motivation mehr als bewusst sein! Jene Motivation sollte so stark sein, dass sie dich auch durch die schwersten Zeiten trägt. Harte Entscheidungen und schwere Zeiten, seien es finanzielle Engpässe, grobe Fehler, personelle Irrtümer oder ein Dutzend anderer Misshelligkeiten – die potenzielle Liste ist lang.
Diese intrinsische Motivation (also die, die einfach aus der Tätigkeit heraus entsteht) bestimmt nicht bloß darüber, wie weit du mit deiner Firmengründung kommst und wie lange du Durststrecken aushältst. Sie bestimmt auch die Art der Firma, die du gründest.
Wenn du bloß auf‘s große Geld aus bist, wirst du vermutlich tendenziell eher ein Venture Capital Unternehmen mit einem direkt wachsenden und skalierenden Geschäftsmodell aufbauen, welches dir einen großen Exit gewährleistet.
Bei einer nachhaltigen Gründung könntest du hingegen auf immense Gewinne und Schnickschnack verzichten, und dabei viele Remote-Mitarbeiter im Team haben. Wenn du ein bestimmtes Problem lösen willst, wirst du höchstwahrscheinlich die innovativsten Geistesblitze haben, trotz alledem nicht zwangsläufig ein großes Unternehmen aufbauen.
2. Ein Unternehmen aufzubauen ist ein Marathon, kein Sprint!
Wenig überraschend scheint das auf den ersten Blick. Ein Unternehmen zu etablieren, erfordert Ausdauer – eine lange Zeit im Kontrast zu den großartigen Erfolgen der Silicon Valley Founder wie Elon Musk oder Mark Zuckerberg. Insbesondere auch, weil abertausende Coaches und Propheten im Netz einen Millionenbetrag in 30 Tagen versprechen.
Doch wenn man sich Faktenlage anschaut, benötigt ein Firmenaufbau seine Zeit, um ein gewisses Ausmaß an Reife und Stabilität zu erlangen. Genauso sollte man im Hinblick auf die Beweggründe und Praktiken von Investoren und VC’s, die stets in zeitlichen Horizonten von 6-10 Jahren agieren, bedenken, nicht blauäugig an die Sache ranzugehen und mit weniger als 10 Jahren zu rechnen.
Es gab in der Vergangenheit sicherlich Zeiten, in denen man schneller massiven Erfolg erreichen konnte, doch die Ära der Unicorn und IPOs binnen weniger Jahre ist in der Regel vorbei.
Abschließend ein Denkanstoß:
10 Jahre in seine Zukunft investieren und ein eigenes Unternehmen aufbauen, was erstmal ungemein langwierig erscheint, oder lieber das Dasein als klassischer Beschäftigter akzeptieren, der 45 Jahre bis zur Pension braucht?
3. Die meisten Langzeittrends sind ziemlich offensichtlich, das richtige Timing eher nicht
Diese Aussage mag dich überraschen, doch langfristige Trends sind meistens nicht allzu schwer festzustellen. Wenn man 10-15 Jahre zurückschaut, sieht man, dass es genügend Experten und Forscher gab, die dem World Wide Web und Mobiltelefonen eine sehr große Bedeutung beigemessen haben. Behielten sie recht? Mobiltelefone und das Internet sind derart stark in unserem Leben verwurzelt, dass die meisten sich ein Leben ohne diese auf keinen Fall mehr vorstellen können.
Wenn wir uns die künftigen 10 Jahre anschauen, dabei sind sich die Mehrheit der Experten einig, werden Themen wie Künstliche Intelligenz, Blockchain, 3D-Druck, Autonomes Fahren oder Augmented Reality die großen Gebiete darstellen. Auf eines der starken Felder zu setzen, ist also nicht allzu schwer. Doch die Herausforderung liegt darin, das richtige Timing oder den idealen “Go-To-Market”-Zeitpunkt für das Produkt zu finden.
Es sind viele Faktoren, die über Sieg oder Niederlage entscheiden: Weiterentwicklung der Technologie, Bereitschaft der Zielgruppe oder Bewusstsein, Preis und Konkurrenz, um nur ein paar wenige Faktoren zu nennen.
Selbst die Big-Player haben mit dem richtigen Timing Schwierigkeiten und keiner kann exakt sagen, wann der bestmögliche Zeitpunkt ist und sich jene Trends im Massenmarkt etablieren. Wenn ein Unternehmen zu früh mit einem Produkt an den Markt geht oder es zurückhält, kann es Millionen kosten. Wartet man, bis sich eine Technologie etabliert hat, könnte man den Anschluss zur Konkurrenz verlieren. Ein Beispiel wäre hier das Unternehmen Nokia, das den Smartphone-Trend komplett verpasst hat.
„Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein“
Du solltest dich immer fragen: Welches spezifische Problem löse ich und wieso ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt?
4. Kenne deine Kunden besser, als sie sich selbst kennen
Kenne deinen Kunden, das ist auf vielen Ebenen wichtig!
Keine Untersuchung, kein Konkurrent und kein Markt diktieren dir, was der Kunde haben möchte! Das erfährst du ausschließlich durch Meinungsumfragen, Analysen und Feedback-Loops mit dem Kunden und durch ständiges Verfeinern deines Produktes oder Services.
Einer der vielen Gründe, warum Elon Musk oder Jeff Bezos die reichsten Männer der Welt sind, ist ihr unermüdlicher Fokus auf den eigenen Plan, während ihre Konkurrenten weitgehend ignoriert werden. An Ersteren solltest du dir ein Beispiel nehmen! Sie haben verstanden, was es heißt, “am Abnehmer orientiert” zu entwickeln.
Viele verbringen enorm viel Zeit damit, die Tätigkeiten ihrer Konkurrenten zu betrachten und zu wenig damit, mit dem Kunden zu interagieren. Doch gerade hier erfährt man, was die Leute wahrhaftig benötigen und was wirkliche Pain-Points und Probleme des Kunden sind.
5. Löse echte Probleme
Um direkt am vorherigen Punkt anzuknüpfen, geht es hier mit künstlich erzeugten Problemen oder “First-World-Problems” weiter – Probleme bzw. Pain-Points, die eigentlich kein Kunde hat, die weitestgehend konstruiert sind oder, wo die Zielgruppe viel zu klein ist, um einen signifikanten Wertbeitrag für ein Unternehmen zu leisten.
Jedes “Pitch-Deck“ hat die Seite “Das Problem” oder “Pain-Point”. Bei knapp 9 Seiten in einem Pitch-Deck ist das Problem eines der essenziellen Teile. Was oft fehlt, ist allerdings eine Validierung durch potenzielle Kunden. Ein Problem zu identifizieren oder Ineffizienzen zu sichten, ist recht einfach. Doch herauszufinden, ob das “Problem” auch als solches beim potenziellen Kunden empfunden wird, ist der entscheidende Teil!
Erst, wenn du Kunden hast, die deine Annahmen bzw. Hypothesen (denn etwas anderes sind es anfangs nicht) bestätigen, werden es Probleme, die es wert sind, gelöst zu werden! Wenn das Problem nur ein selbst erschaffenes Problem ist, kann deine Lösung noch so genial und elegant sein. Du wirst es schwer haben, Gewinne zu erzielen.
6. Die Idee allein ist nichts wert
Das klingt für jeden, der bisher noch nichts außer der Idee hat, hart. “Aber meine Idee ist doch genial!”. Mag sein. Deine Idee ist allerdings ohne Umsetzung nichts und aus einer Idee selbst, ist noch kein Unicorn geworden.
Um ein Geschäft zum Erfolg zu bringen, braucht es in dieser Hinsicht noch Einiges mehr. Ein Produkt/Service muss erfunden werden, um ein Kundenproblem lösen; Das Team muss stimmen, Investoren müssen überzeugt werden, das Timing muss stimmen und vieles mehr.
In meiner bisherigen Karriere habe ich viele Gründer getroffen und bin einige Kooperationen eingegangen. Das Erstaunliche war die Anzahl an NDA’s, die ich unterschreiben sollte. Zahlreiche junge Gründer oder First-Time-Preneure gehen in Stealth-Mode und möchten nicht offen über ihre Idee kommunizieren, da sie Angst haben, dass ihre kongeniale Idee gestohlen wird.
Kleine Anmerkung: Ein NDA bietet kaum Sicherheit. Eine fatale Entscheidung, da nicht ausreichend Feedback eingeholt wird und ihre Idee sich nicht entwickeln kann – wie elementar Feedback ist, habe ich ja bereits erwähnt – und an Investoren sendet dies ein Alarm der Unsicherheit und Angst.
“Glaubst du, dass irgendjemand deine Idee besser umsetzen könnte als du?”
7. Dein Business wird anders aussehen als geplant
Dass die erstbeste Idee meist oft überarbeitet werden muss und man an dieser nicht immer festhalten sollte, habe ich dir hoffentlich bereits mitgegeben.
Wenn man mit dem Kunden kommuniziert und sich kontinuierlich austauscht, entwickelt sich deine Idee sowieso noch weiter. Wenn man die Monetarisierung mit ins Spiel nimmt und ein Geschäftsmodell aus der Idee basteln muss, Kapital zu verdienen, gibt es ohnehin meist eine Ausschweifung des vorab definierten Umsetzungsplans.
Ein Beispiel, wie stark sich Eingebungen anhand eines Geschäftsmodells wandeln können, konnte man bei Facebook beobachten. Anfangs war es ein Netzwerk für Studierende und entwickelte sich dann zu einer von Werbeeinnahmen getriebenen Plattform.
Christian Vancea ist ein Gründer aus Graz und hat sich mit der Essentio GmbH (www.essentio.at) selbstständig gemacht.
Mit seiner langjährigen Erfahrung will er mit Essentio der One-Stop-Shop für Digitalisierung sein bzw. mit dem Produkt der Entrepreneurship.Courses MasterClass das Unternehmertum fördern und andere Gründer unterstützen.