Wer sich mit der Kryptowährung Bitcoin beschäftigt, wird sich relativ früh auch mit dem Thema der Entstehung der Digitalwährung befassen (In meiner #Digitalfit Facebook-Gruppe gibt es eine Video-Reihe). Durch das Minen neuer Blöcke entstehen Bitcoin, die als Block-Reward an denjenigen Miner gehen, der als erster den neuen Block errechnen konnte.
Weit weniger bekannt ist jedoch, wie genau zum Beispiel der Euro entsteht.
Denn in unserem Alltag macht es keinen großen Unterschied, ob wir einen Euro in bar oder auf dem Konto lagern. Für die Banken und den Staat jedoch ist ein Euro nicht gleich ein Euro. Es gibt drei verschiedene Weisen, wie ein Euro entsteht.
Das Münzgeld ist rein staatliches Geld. Es wird von staatlichen Münzprägeanstalten geprägt und in den Umlauf gebracht. Den Gewinn zwischen Prägekosten und dem nominellen Wert der Münzen fließt in die Staatskassen.
Papiergeld, also Geldscheine, werden von der Zentralbank gedruckt. Diese verleiht das Geld an die Geschäftsbanken, welche es über die uns bekannten Bankautomaten in den Umlauf bringen.
Die dritte Form der Geldschöpfung ist ein Sonderfall. Das Giralgeld. Dies sind die digitalen Euros auf unseren Konten. Giralgeld macht mit etwa 86 Prozent der umlaufenden Geldmenge in der Eurozone den größten Teil des Zahlungsverkehrs aus.
Dieses Geld wird nicht von einer staatlichen oder öffentlichen Institution erzeugt, sondern von den Geschäftsbanken in Form von Krediten in den Umlauf gebracht. Jedes Mal wenn also ein Kredit aufgenommen wird, erschafft die Bank neues Geld. Dabei kann sie zwar nicht endlos viele Finanzmittel schöpfen, aber um 100 Euro an Giralgeld zu erzeugen, benötigen sie nur etwa 2,50 Euro an „Zentralbankgeld“.
Die Zentralbank kann Geld entweder in Form von Geldscheinen oder als digitales Zentralbankgeld, welches eine Sonderform des Geldes darstellt, an Banken verleihen.
Durch die Art der Geldschöpfung des Bitcoin ist dessen maximale Geldmenge von vornherein auf 21 Millionen Bitcoins festgelegt. Das zieht natürlich Stabilität nach sich und es besteht keine Gefahr eines Verlustes der Kaufkraft durch eine Ausweitung der Geldmenge. Allerdings können auch keine großen Geldmengen aus dem Nichts erschaffen werden. Sollte es zu Engpässen bei der Geldversorgung kommen, könnte die Wirtschaft nicht durch das Schöpfen neuer Finanzmitteln gestützt werden. Banken-und Eurorettungen wären wohl keine Option mehr. Da diese Art der Geldversorgung jedoch meistens auf Schulden beruht, könnte massive Verschuldung durch die Geldschöpfung, wie sie beim Bitcoin angewandt werden, verhindert werden.
Insbesondere die Giralgeldschöpfung stellt sich als problematisch dar. Wenn man einen Großteil der Euro-Geldmenge durch Kredite in den Umlauf bringt, beruhen beinahe alle im Umlauf befindlichen Euros auf Schulden. Diese muss man früher oder später wieder zurückzahlen.
Sobald dies jedoch passieren würde, gäbe es praktisch keine Euros mehr um Umlauf. Die Summe des gesamten Geldes entspricht also in etwa der Summe der Schulden. Verrechnet man alle Euros mit allen Schulden im Euro-Währungsraum, kommt man auf die Summe null.
In der Praxis sieht es jedoch etwas anders aus. Da alle Kredite mit Zins-und Zinseszins verliehen werden, gibt es sogar mehr Schulden als Geld im Umlauf. Die Schulden können also niemals zurückgezahlt werden, außer durch das Aufnehmen neuer Schulden mit wiederum neuen Zinsen. Dies kann verheerende Folgen haben, da es die Wirtschaft unter stetigen Wachstumszwang setzt, um die ständig wachsenden Zinsen zu bedienen.
Der Bitcoin entsteht nicht durch Schulden, daher kann man ihn als Plus-Summenspiel bezeichnen. Das angesprochene Problem entsteht also beim Bitcoin nicht. Ganz im Gegenteil. Sollte der Bitcoin weltweite Akzeptanz finden, könnte er sogar dazu beitragen, die weltweite Staatsschuldenkrise zu beenden. Es könnten somit etwa die Schulden, die man sonst durch die Entstehungsweise des Euro niemals zurückzahlen könnte, nun in Form von Bitcoins bedient werden.
Der Einzelanleger freut sich natürlich über Geld, das immer wertvoller wird, wie es beim Bitcoin aufgrund von seiner künstlichen Verknappung auf 21 Millionen Einheiten tendenziell der Fall ist. Ob dies als Währung jedoch förderlich ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. Denn Geld, das immer mehr wert wird, wird weniger ausgegeben und mehr gehortet. Und die Wirtschaft ist natürlich auf einen stetigen Fluss des Geldes angewiesen. Der Euro mit seiner leicht inflationären Tendenz lädt eher dazu ein, ausgegeben zu werden und könnte daher gesamtwirtschaftlich als Zahlungsmittel sinnvoller sein.
Zu diesen Thema gibt es auch ein spannendes Video auf YouTube (ca. 26 Minuten):