Keine Angst vor der Digitalisierung!

Eines ist Fakt, der technologische Fortschritt wird Jobs kosten. Und es wird kaum einen Beruf geben, der sich nicht grundlegend verändern wird. Aber das war in der Geschichte der industriellen Revolution immer der Fall. Eine technische Revolution hat die andere gejagt, dadurch sind Tätigkeiten weggefallen und die Menschen, die sie erledigten, hatten keine Arbeit mehr oder mussten sich andere Arbeit suchen.

Das hat die Wirtschaft in den meisten Industrienationen nicht davon abgehalten, langfristig zu wachsen und die Arbeitslosenrate meistens in den Griff zu bekommen. Das Besondere an der Digitalisierung ist im Vergleich zu diesen vergangenen Fortschrittswellen eindeutig die Geschwindigkeit. Menschen, Regionen und Wirtschaftszweige werden nicht wie bisher Jahrzehnte Zeit haben, um den Wandel zu gestalten, sondern häufig, wenn es hoch kommt, einige Jahre.

Das duale Ausbildungssystem, worauf Deutschland so stolz ist, könnte uns da in die Quere kommen. Denn durch dieses System spezialisieren sich die Menschen sehr früh auf eine Kompetenz und eine Tätigkeit.
Was tun aber, wenn diese verschwindet, weil sie innerhalb einiger Jahre ein Computer übernimmt, der sie besser und zuverlässiger erledigt, nie krank ist und weniger kostet?
Durch die hohe Bedeutung der Industrie sind in Deutschland in der Tat viele Jobs gefährdet. Frühe Spezialisierung hat hier keine Zukunft mehr!

Gehört man zu denjenigen, deren Job wahrscheinlich verschwindet, denn gerade gut bezahlte Industrie-und Bürojobs der Mittelschicht sind gefährdet, wird man gezwungen sein, schnell umzusatteln. Extrem wichtig werden in den nächsten Jahren also Fähigkeiten, dazuzulernen, Stichwort lebenslanges Lernen, und Flexibilität.
Bereits heute sollte sich unser Bildungssystem darauf einstellen, tut es sich aber leider nicht.
Konkret heißt das, dass von frühen Jahren an in Kindergärten und Schulen Wert auf die Eigenschaften lebenslanges Lernen und Flexibilität gelegt werden muss und die Eigenverantwortung muss gefördert werden.
Es muss mehr Geld in die Weiterbildung fließen und man muss dem Silodenken im Bildungssystem und dem zu frühen Spezialisieren den Rücken kehren.

Wir brauchen neue Mechanismen und Modelle, die es erlauben, auch im Erwachsenenalter und auch wenn man womöglich die finanzielle Verantwortung für eine Familie trägt, sich Zeit zu nehmen für eine Umschulung oder eine Weiterbildung oder sogar gar für eine völlige Neuorientierung.
Ein Ansatz wäre hier zum Beispiel ein Lebenschancenerbe. Hier würde jedem 18-Jährigen Menschen ein Budget von beispielsweise 20.000 Euro zur Verfügung gestellt werden, den er oder sie zu einem beliebigen Zeitpunkt in der Zukunft nutzen könnte, um sich entweder weiterzubilden, Risiken wir für Selbstständigkeit einzugehen oder Auszeiten für die Pflege von Angehörigen zu nehmen.
Das erscheint weitaus zielführender, als die Verlierer der Digitalisierung mit einem bedingungslosen Grundeinkommen ruhig zu stellen zu wollen.

Ein solches Lebenschancenerbe gibt den Menschen vor allem das, was ihnen durch Digitalisierung und technologischer Wandel zunehmend genommen wird.
Die Freiheit, Eigenverantwortung und die Fähigkeit, ein Selbstbestimmtes Leben zu leben, was uns durch die industrielle Revolution schon genommen worden ist.
Eine andere Idee wäre die Schaffung eines Staatsfonds, wie ihn beispielsweise Länder wie Singapur oder Norwegen haben. Ein solcher Fonds, der sich zum Beispiel aus Einnahmen einer reformierten, gerechteren Erbschaftssteuer speisen würde, könnte in Champions der Digitalisierung die und einen Til der Gewinne, die zum Beispiel die Dividenden vom Google-Eigentümer Alphabet abwirft, in die Weiterbildung und Unterstützung derjenigen investieren, die in Deutschland der Digitalisierung zum Opfer gefallen sind.

Es gilbt aber nicht nur, Abwehrstrategien zu entwickeln und die Transformation der Arbeitswelt als Drohung zu begreifen! Wie jede Entwicklung birgt die Digitalisierung auch Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Und da meine ich nicht nur die Köpfe der Digitalisierung, also die Entwickler und Programmierer, für die es einen wachsenden Bedarf geben wird sondern die Zwischenmenschliche Dienstleistungen.

Zwei entscheidende Kompetenzen besitzen nämlich Maschinen und Computer nicht. Kreativität und Empathie! Es wird noch eine ganze Weile dauern, ja wahrscheinlich gar nicht erst dazu kommen, dass Roboter das können, was Kunstschaffende, Designer, Pflegekräfte und Pädagogen alles leisten.

Keine noch so moderne Geräte werden die persönliche Ansprache und die menschliche Wärme einer Altenpflegerin ersetzen. Gerade in einer Zeit, in der parallel die Anzahl älterer Menschen rasant steigen wird.
Kein Programm wird eine geniale Idee für eine Kunstinstallation haben, die aus seinen Erfahrungen und Gefühlen schöpft.
Und so wird in diesen Bereichen der Wert der Arbeit, die heute leider so wenig entlohnt wird, rasant steigen und besser Bezahlt werden.
Viele Dienstleister, speziell im Sozialbereich, werden so den Aufstieg in der Mittelschicht schaffen. Wahrscheinlich ist daher auch, dass zwischenmenschliche Dienstleistungen, die heute nicht die Wertschätzungen erfahren, deutlich an Wert gewinnen werden.

Der Digitalisierung sollten wir nicht mit Angst begegnen, sondern jetzt schon mit politischen Instrumenten versuchen, sie zum Besten zu gestalten. Es gibt viele gute Gründe, optimistisch auf die digitale Zukunft zu schauen, die uns erlauben wird, uns auf das zu konzentrieren, was uns als Mensch ausmacht. Es ist nicht schlimm das Berufe, wie Taxifahrer, Bankberater, Steuerberater, Lokführer, Einzelhändler und viele mehr in den nächsten Jahren wegfallen werden. Dafür werden andere Berufe deutlich mehr an Bedeutung gewinnen und es werden neue Jobs entstehen.

Insgesamt gibt es kein Patentrezept gegen die Transformation von Jobs und Arbeit die wegfallen wird, aber es gibt Ansätze, wie ein Lebenschancenerbe, um diese klug zu begleiten.

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