Digitalisierung ist ein Begriff, der sich bereits in nahezu jeden Bereich des menschlichen Lebens ausgebreitet hat und zunehmend an Bedeutung gewinnt. Auch vor der Modebranche machen digitale Entwicklungsprozesse inzwischen keinen Halt mehr. Das Ziel: elektronische, intelligente Bekleidung und Accessoires – auch „Wearables“ genannt.
Aufgabe der „smarten“ Bekleidung soll es sein, hilfreiche Funktionen in die Garderobe zu integrieren, die dem Menschen fortan im Alltag unterstützen sollen. Beispielhaft hierfür sind interaktive Accessoires, wie Fitness-Armbänder oder Smart Watches, die bereits täglich bei zahlreichen Nutzenden zum Einsatz kommen.
Elektronische Textilien
Nun soll die Sensorik bereits existierender Produkte jedoch noch näher an den Körper gebracht werden. Daher arbeitet man in der Textiltechnologie mit Hochdruck an der Ausarbeitung leitender Fasern und Garne, welche mit Einsatz Künstlicher Intelligenz zur Datenerfassung beitragen sollen.
Doch nicht nur leitende Sensoren sollen in die Kleidung 2.0 eingearbeitet werden. Auch der Einsatz von LEDs, Platinen, Solarzellen, vibrationsfähigen Kleinmotoren und thermochromen Pigmenten, die Temperaturveränderungen farbig darstellen können, wird im Textildesign der Zukunft eine Rolle spielen.
Mehrwert für Nutzende
Dass die Wearables vorrangig der Erhebung verschiedener Körperdaten dienen, liegt auf der Hand. Neben der Ermittlung von körpereigenen Informationen, wie dem Puls oder der Körpertemperatur, ist auch eine automatisierte Beheizung bei kalten Außentemperaturen möglich. Vor allem im Gesundheits- und Sportbereich sind Funktionen wie diese von Vorteil.
Die Überwachung diverser Vitalfunktionen und die Korrektur der Körperhaltung – durch den Einsatz von gezielten Vibrationen – kann nicht nur eine Unterstützung im Training darstellen, sie kann sich auch schützend auswirken, indem sie mögliche Sportverletzungen rechtzeitig verhindert.
Auch die Integration von smarten Bedienoberflächen, die den Zugriff aufs Smartphone oder andere elektronische Geräte ermöglichen, ist ein Entwicklungsziel, das ein attraktives Feature für die potenziellen Nutzenden darstellt.
Ein weiteres Plus stellt die individuelle Anpassung an die Körperform und -größe der Bekleideten dar. So wäre es Modeliebenden zukünftig möglich, ihre Kleidung an die eigenen Maße und Vorzüge anzupassen und zu Einzelstücken der besonderen Art zu machen.
Obendrein ermöglicht die kontaktlose und funkgestützte Verbindungstechnologie NFC (Near Field Communication) hochwertige Damenmode und exklusive Herrenbekleidung zu authentifizieren und ihre Marken-Echtheit zu belegen. Dies gewährleistet zukünftig eine höhere Fälschungssicherheit im Luxussegment.
Entwicklungsbarrieren
Ein Hindernis in der Produktion smarter Kleidung liegt allerdings in den Eigenschaften, die auch normale Stoffe mit sich bringen. Diese können nämlich nicht nur rutschen oder sich bei längerer Tragezeit ausdehnen, sie nutzen sich auch mit der Zeit ab. Eine einwandfreie Funktionalität und korrekte Datenerhebung elektronischer Textilien zu gewährleisten stellt somit eine echte Hürde innerhalb der Entwicklungsprozesse dar.
Das smarte Kleidung bislang noch nicht zum festen Bestandteil im Kleiderschrank der Bevölkerung geworden ist, liegt außerdem darin begründet, dass die bereits entwickelten elektronischen Textilien aktuell noch nicht in der Lage sind, den Alltagsanforderungen des Menschen gerecht werden.
So stellt allein die Pflege der Wearables ein „waschechtes“ Problem dar. Denn so, wie auch andere elektronische Geräte bei Wasserkontakt unbrauchbar werden, reagieren auch die leitenden Materialien der intelligenten Kleidung mit wenig Begeisterung auf die Berührung mit Flüssigkeiten.
Das verwendete Kupfer, Silber oder Zinn, dass die Leitfähigkeit elektronischer Textilien ermöglicht, würde beim Waschvorgang nicht nur oxidieren, es hielte auch Seifenlaugen und Hitze nicht dauerhaft Stand. Eine alltägliche Nutzung ist – ohne die Option der Reinigung – bislang also nicht möglich.
Intelligente Kleidung als Luxusprodukt
Und auch die Produktionskosten der neuartigen Textiltechnologien stehen der smarten Kleidung auf ihrem Weg zum Massenprodukt zum jetzigen Zeitpunkt noch im Weg. Die Vorreiter in diesem Gebiet werden aufgrund ihrer aufwendigen Herstellungsverfahren vorerst definitiv in der Kategorie der Luxusprodukte zu verordnen sein.
Dennoch machen die Entwicklungen, die in der Textilbranche bereits zu verzeichnen sind, die Vorstellung realistisch, dass smarte Kleidung irgendwann tatsächlich ein Basic für jedermann darstellen könnte.